Im März geht’s los – natürlich darf dann auch Herr Konfuze wieder schlaue Reiseweisheiten verbreiten.
Die Reiseroute lässt wenig Wünsche offen:
Ab dem 21.3. lohnt es sich also wieder täglich zu schauen.
VG
Sanne
Um kurz vor zwei Uhr klingelte der Wecker, ganz Tbilisi in seliger Nachtruhe, nur wir mussten aufstehen und zum Flughafen fahren.
Der internationale Flughafen ist recht klein und übersichtlich, der Check-In mithin schnell gemacht. Über eine lange Rolltreppe ging es nach oben in den Abflugbereich, wo bereits die Nachricht einer Verspätung des LH Fluges auf uns wartete.
Schließlich hoben wir um 4:15 h ab und folgen Richtung München. Zwei Fensterplätze schienen uns aus schlaftechnischen Gründen eine kluge Wahl zu sein. Doch weit gefehlt: In Heikes Reihe sorgte ein ebenso unausgeschlafenes wie quengelndes Kleinkind nebst Mutter und Oma für lebhafte Unterhaltung. Während Sanne mit einem Preisboxer in Lederjacke sprichwörtlich in den Nahkampf treten musste.
In Runde 1 ging die Armlehne verloren. DONG ! In Runde 2 gelang es heroisch den Fussraum zu verteidigen, bevor Sanne sich in den freiwilligen Knock-Out zurückgezogen hat. Schließlich läutete der Chefsteward nach vier Stunden Flug die letzte Runde ein, die zur Landung. Sieger nach Punkte: Die Müdigkeit!
Leicht angeschlagen, erreichten wir München fast pünktlich und konnten nahtlos nach Ingolstadt weiterfahren. Der Rest des Tages verging mit der Anstrengung wach zu bleiben, um den Biorhythmus schnellstmöglich wieder auf D-Modus zu schalten.
Während die Wäsche im Schleudergang rumpelt, resümieren wir unseren Kaukasusreise: Tolle Landschaften, sehr vielfältig, hoch interessante Klöster, ausgesprochen freundliche Gastgeber, wenn auch sehr unterschiedlich im Charakter, lecker Küche, hier wie da extrem herausfordernde Sprachen wie Schriften.
Trotz der übersichtlichen Größe spielen beide Länder geopolitisch und historisch spannende Rollen in dieser Vielvölkerregion, mit einem mächtigen – scheinbar übermächtigen – Nachbarn im Norden. Interessant auch zu sehen wie unterschiedlich Armenien und Georgien mit Ihrer strategischen Lage umgehen und welche Ziele sie verfolgen. EU Fahnen sind in Georgien omnipräsent, während Armenien lieber gestern als heute wieder Teil des Putin-Reiches wäre. Die russischen Oligarchen sind bereits vor Ort.
Viel zum Verständnis der beiden Länder beigetragen haben unsere Scouts Milena, Lela, Tamara und Nino, Dank Ihrer ausgesprochen guten Deutsch Kenntnisse.
Herr Konfuze gähnt schläfrig: „Wer viertel vor Zwei für früh hält, muss trotzdem um dreiviertel Zwei aufstehen. Wer viertel nach Vier für verspätet hält, fliegt trotzdem in der Früh um viertel Fünf. Und wer am Fenster Ruhe sucht, wird um halb Zehn den Kampf gegen die Müdigkeit verlieren.“
Der Tag startete für Heike mit einem Geburtstagsständchen, improvisiertem Gabentisch, gefolgt von einem Geburtstagsfrühstück mit Nutella und Croissant. Mit vollem Magen ging es dann in einem Geländewagen aufwärts, wobei durch das Geschaukel der Mageninhalt zu einer homogenen Masse vereinigt wurde. Ziel des Trips: die Kuppelkirche von Zminda Sameba, die auf dem Berg Kwemi Mta (2.170 m) thront. Die Dreifaltigkeitskirche wurde als Bollwerk des christlichen Glaubens für die nicht sonderlich glaubensfeste Bergbevölkerung von Georg V. im 14. Jahrhundert errichtet.
Heute ist die spektakulär liegende kleine Kirche wieder ein Wallfahrtsort an dem die Pilger vor allem die Marienikone verehren. Noch mehr als die Marienikone zog uns allerdings der kuschelige, wärmespendende Bollerofen in seinen Bann. Immerhin wehten uns draußen vor der Tür Schneeflöckchen und Eiskristalle um die Nase, was wir aber ob der grandiosen Aussicht gerne in Kauf nahmen. Hinter uns überragte der 5.033 m hohe Kasbeg die Szenerie – ein imposanter vergletscherter Riese, an dessen Wand, der griechischen Sage zufolge, einst Prometheus für seinen Frevel, den Menschen das Feuer gebracht zu haben, büßen musste.
Durch den herbstlich verfärbten Birkenwald fuhren wir wieder nach Stepantsminda zurück und wechselten das Fahrzeug. Auf der Heerstraße fuhren wir noch einige Kilometer in die Darjala-Schlucht am Fluss Terek – nur zehn Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Anschließend fuhren wir die Heerstraße über den Kreuzpass – heute in Schnee und Wolken gehüllt – zurück nach Tbilisi.
Diesmal bezogen wir ein Zimmer im Courtyard by Marriott, direkt am Freiheitsplatz. Von unserem Zimmer im 5. Stock hatten wir direkten Augenkontakt zum Heiligen Georg, der vergoldet den Platz überragt.
Am Nachmittag wiederholten wir bei Sonnenschein den Spaziergang durch die Altstadt und fuhren mit der Seilbahn zur Festung Narikala.
Dann hieß es Kofferpacken und auf ging es zum Abschiedsessen in ein schönes Restaurant in der Altstadt am Mtkwari-Fluss. Zum letzten Mal genossen wir die georgische Küche und stießen mit georgischem Sekt auf den Geburtstag und die Reise an.
Konfuze angeschickert: „Wenn Sekt die Zunge lockert, wird aus einem Armenier schnell ein Georgier, der heute Franzose ist.“
Land unter in Kutaissi! Es regnete in Strömen bei unserer Abfahrt, Sturzbäche rannen die Kopfsteinpflasterstraße hinunter und bildeten kleine Wasserfälle. Eine Stunde später dann am kleinen, aber feinen Kloster von Ubisi dann ein erster Hoffnungsstrahl. Es regnete heller und weniger. Tolle Fresken erwarteten uns im Inneren der Georgskirche.
Endgültige Wetterbesserung brachte die erneute Durchquerung des Rikoti-Gebirges, das scheinbar nicht nur Wasser-, sondern auch Wetterscheide ist. Kurz hinter Gori, der Heimat Stalins, bogen wir ab und nahmen Kurs auf den großen Kaukasus. Am Stausee von Shinwali waren wir zum ersten Mal hin und weg von der grandiosen Landschaft, doch es sollte noch besser werden…
Das Wasser des Stausees dient zur Trinkwasserversorgung von Tbilisi und am westlichen Ende des Sees liegt malerisch die ehemalige Festung Ananuri. Von hier aus kontrollierten die kriegerischen Fürsten von Aragwi, von denen keiner eines natürlichen Todes starb, das gesamte Tal. Nachdem Ende der persischen Herrschaft lies der neue Fürst im 18 Jhd. die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale neu ausmalen. Einige Szenen der Fresken stellen das tragische Schicksal seiner Familie dar.
Wir fuhren weiter auf der georgischen Heerstraße. Diese hat seit alters her eine wichtige strategische Bedeutung und ist heute noch die wichtigste Transitstraße zwischen Russland und Armenien. Auf unserem Weg nordwärts standen hin und wieder lang Kolonnen von LKWs aller Nationalitäten, die auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt zum einzigen georgisch- russischen Grenzübergang warteten. Dieser ist seit einigen Wochen nach Lawinenabgängen nur eingeschränkt passierbar.
Kurz vor dem Kreuzpass (2395m) konnten wir ein ziemlich „schoißliches“ Monument russisch georgischer „Freundschaft“ bestaunen. Direkt auf der Passhöhe liegt der Friedhof mit den Gräbern deutscher Kriegsgefangener, die die Straße überwiegend fertigstellen mussten. Die höheren Gipfel rund um uns waren alle mit einer frischen Schneehaube bestäubt und die Landschaft ähnelte der einer Modelleisenbahn. Angeblich kann man in dieser Berglandschaft Rote Berggimpel, Berghühner, Kaukasische Schneehühner, Gänse- und Bartgeier sehen. Haben wir aber noch nicht… zumindest nicht bewußt.
Schließlich erreichten wir Stepansminda, wo wir im Hotel „The Rooms“ direkt gegenüber des Kasbegi-Gletschers eincheckten. Von der Terrasse aus genossen wir die letzten Sonnenstrahlen und einen Sundowner. Dolce far niente…
Konfuze räkelt sich zufrieden: „ Wer morgens Hängematten im Regen verschmäht, wird abends auf kaukasischer Eiche weich gebettet.“