Philosophische Betrachtungen über Birnen, Bier, Basilikum

Zum ersten Mal verlassen wir Yerevan und fahren in die Provinz Kotayk. Auf der Holperstrecke zu unserem Ziel Garni machen wir Halt am Ararat-Bogen. Der zeigt weiterhin nur schüchtern sein Schneehäubchen. Dafür zeigt sich die Azat-Schlucht in ihrer vollen Pracht. Oberhalb der Basalt-Blöcke, die wie steinerne Orgelpfeifen aussehen, erhebt sich auf einem Plateau der Sonnentempel von Garni.

Im Jahre 66 wurde dieser Tempel für den Sonnengott Mithras errichtet und erst im 17. Jh. Zerstört. Mitte der 60-er Jahre wurde der Tempel dann originalgetreu wieder aufgebaut. Der griechisch-römische Pseudo-Peripteros blieb als einziges heidnisches Bauwerk nach Annahme des Christentums erhalten, weil er als Sommerresidenz der Könige diente. Nach einem Besuch im antiken Badehaus genießen wir Frisch von Baum gepflückte Birnen, melancholische armenische Klänge untermalen die idyllische Stille. Nachdem mehrere Busladungen Touris einfielen, fuhren wir weiter zum Kloster Geghard.

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Der Klosterkomplex, in dem die Lanzenspitze (arm.: Geghard) mit der Christus in die Seite gestochen wurde, aufbewahrte, besteht aus seiner Reihe von Gebäuden, die in den Felsen geschlagen sind. Wir lernen typische armenische Stilelemente in der Architektur kennen, wie die armenischen Nischen, Gawits (westliche Vorhallen), Chatschkare (‘Kreuzsteine’, Steinplatten mit zentralen Kreuzreliefen) und Kathogiken (Hauptkirchen eines armenischen Klosters) kennen. Der älteste Teil besteht aus einer Höhlenkirche, in der eine Quelle mit vermeintlich heilkräftigem Wasser entspringt, das die Einheimischen abfüllen und mitnehmen. In der Grabeskapelle der Proschiden erlebten wir zufällig wie ein Quintett religiöse Lieder zum Besten gab. Ein tolles Klangerlebnis!

Mittag hatten wir eine weitere Gelegenheit unsere Studien zur armenischen Küche zu ergänzen. Nachdem gestern unsere anfängliche Begeisterung einen herben Dämpfer erlitten hat (steinharte Kalbsleber, trockenes Hühnchen) keimt angesichts der Vorspeisen wieder Hoffnung auf. Aus verschiedenen Salaten, Quark, Käse und vielen frischen Kräutern (rotem Basilikum, Petersilie, Dill, Schnittlauch) rollt man sich im Lavasch (armenische, dünne Brotfladen) seinen Wrap. Doch die Ernüchterung kam mit dem Hauptgericht: Rindfleischstücke ohne Sauce und durcher als durch! (Nein, noch durcher!!!) Zum Nachspülen gibt es Kräutertee oder armenischen Kaffee.

Nachmittags waren wir in der berühmten Yerevaner ‚Konjak-Brennerei Ararat‘ und gingen dann auf die Vernissage. Auf diesem großen Flohmarkt gibt es Kunst, Kitsch und Krempel.

Frage an Herrn Konfuzian: „Ist Cognac ein typisch armenisches Getränk?“

Antwort: Im Prinzip ja. Aber auch Kilikia, Gjumri und Erebuni sind typisch und von Bierliebhabern bevorzugt! Bari achorschak!

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