Tbilisi – gülden und nass

Schock, schwere Not! Es regnet – in Strömen, und das, wo es doch laut Reiseführer in keinem Monat so schön und trocken sein soll wie im September. Mit Schirm, Regenjacke und Tamara, unser Guide für den heutigen Tag, zogen wir los. Wir starteten die Besichtigung am ehemaligen Meidan, auf dem ein Reiterstandbild des Königs und Stadtgründers Vakhtan Gordassani steht, der dem Platz seinen heutigen Namen gibt. Direkt dahinter erhebt sich die Metekhi-Kirche, das einzige Bauwerk der Königsresidenz aus dem 13. Jh., das die Stürme der Zeit überstanden hat.

Tbilisi ist über 40 Mal zerstört und wieder aufgebaut worden. Zum letzten Mal 1795 niedergebrannt und sechs Jahre später nach dem Anschluss an Russland wieder aufgebaut worden. Die prächtigen Häuser dieser Zeit, in der für Tbilisi (oder Tiflis für die Russen) typischen Bauweise – mit Holzbalkonen und Holzschnitzereien – sahen wir bei unserem Rundgang durch die Altstadt. Einige Häuser in einem sehr guten Zustand, andere in einem bedauernswert schlechtem.

Wir konnten uns auch davon überzeugen, dass Tbilisi seinen Ruf als Multi-Kulti-Stadt zu Recht hat, denn wir sahen eine Synagoge, eine Moschee und mehrere Kirchen, die zur georgisch-orthodoxen Kirche gehören. Darunter auch die Zionikirche, die Hauskirche des Patriarchen Ilja II., in der wir die Gläubigen bei der Abendmahlzeremonie beobachten konnten. Im Vergleich zum eher lebhaften Treiben in der Hauptkathedrale Armeniens war diese Zeremonie in unseren Augen doch um einiges würdevoller und andächtiger – wenn nur das viele Geknutsche nicht wäre: jede Ikone, jedes Buch und die Hände der Geistlichen werden inbrünstig geküsst – Sagrotan hilf!

IMG_8512Von der Narikala-Festung, die die Perser im 4. Jh. gründeten, hätte man einen wunderbaren Blick auf die Stadt, wenn nicht alles in einer dicken Nebelsuppe verschwimmen würde. Wir marschierten beziehungsweise rutschten auf den nassen Steinen abwärts und durchquerten das Bäderviertel mit der Moschee. König Vakhtan, der Wolfshäuptige jagte zwei Fasane, die ins schwefelhaltige, warme Wasser fielen und bestens gesotten bei ihm auf dem Tisch landeten. Da denkt man doch als weiser König gleich mal: hier gründe ich eine neue Stadt… während wir dachten, hier essen wir doch mal was zu Mittag.

Frisch gestärkt ging es dann ins Staatliche Georgische Kunstmuseum, ehedem ein Theologisches Seminar, das der junge Stalin besuchte. In der Schatzkammer kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gold, wohin das Auge blickt, und das in einer Kunstfertigkeit verarbeitet wurde, das uns der Mund offen stehen blieb…. Ratter, ratter, ratter, wie setzen die Alarmalarme und die Wachen außer Gefecht… Uns fiel leider nichts ein! Notlösung: Fotos und eine Replik – aus Kupfer – kaufen.

IMG_8562 IMG_8579Auch den zweiten Tag beschlossen wir mit georgischen Spezialitäten, darunter Wels (Waller!!!) in saurer, sehr saurer Kräutersauce – so sauer, dass man Karpfen blau für eine Süßspeise halten könnte.

Konfuze rekapituliert: „Wer in warmem Wasser friert, wird nicht Stahl sondern Gold finden.“

PS: Wir werden wohl erst am Sonntag wieder online sein!

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