Archiv des Autors: Sanne

Ins Land der Wilis und des Weins

Auf geht es in Richtung Kakhetien (Kachetien), der größten georgischen Provinz im Osten des Landes. Kurz nach dem Verlassen von Tbilisi dann das Abenteuer Picknickeinkauf im Supermarkt. Trotz weiterhin mangelnder Sprachkenntnisse – von der hiesigen Schrift ganz zu schweigen -, kamen uns aber doch viele Dinge recht bekannt vor: das gesamte Gut&Günstig-Sortiment von Edeka auf 15 m², natürlich mit Originalverpackung und auf deutsch. Wir erstanden einige georgische Spezialitäten wie Spinat-Walnuss-Aufstrich, Auberginen-Knoblauch-Salat und Lamm-Würstchen, dann konnte die Fahrt weitergehen.

Bei Sagharejo zweigten wir nach Süden zur aserbaidschanischen Grenze ab und die Landschaft begann mehr und mehr dem armenischen Steppenland zu ähneln. Mit jedem Meter nahm die Straße ebenfalls armenische Zustände an, es fehlten nur die „Hoppa“-Rufe unseres armenischen Fahrers, die er immer ausstieß, wenn ein Schlagloch besonders tief war. Unser georgischer Fahrer Tariel blieb auch noch ruhig, als sich der Weg dann gänzlich zur Piste entwickelte.

Schließlich erreichten wir David Gareja, den östlichsten Vorposten des historischen Christentums und benannt nach einem der sogenannten 13 Syrischen Väter. David zog sich in die menschenleere Gebirgsgegend in die Einsiedelei zurück, nachdem man ihn wegen nicht begangener Freveltaten steinigen wollte und grub sich in den weichen rötlichen Sandstein eine Mönchsklause. Eine wachsende Schar von Schülern folgte seinem Beispiel und so entstanden letztlich gar 19 Klöster in der Gegend, vier davon heute auf aserbaidschanischem Territorium. Wir besuchten das Höhlenkloster, in dem sich David im 6. Jh. niedergelassen hatte, und das trotz Zerstörung durch Seldschuken und Mongolen, Perser und Türken immer wieder belebt wurde. Über drei Etagen gruben die Einsiedler ihre Mönchszellen in den Stein, jede für sich eine kleine Kirche, manche mit angeschlossenen kleinen Verliesen, in denen die Mönche oft tagelang meditierten und fasteten.

IMG_8705Auf dem Rückweg über dieselbe Holperstrecke konnten wir den Nutztierbestand genauer in Augenschein nehmen: Schafe, Ziegen, Esel, Rinder und Schweine. Während die Muttersauen mit sichtlichem Vergnügen im Dreck wühlten – vielleicht auf der Suche nach Erdöl, Gold oder Trüffeln? -, wurde der Schweinenachwuchs vom Hundenachwuchs bewacht. Man wusste nicht, wer vor wem mehr Angst hatte.

IMG_8679Nach längerer Fahrt durch das grüne Kakhetien, das hier wahrlich seinem Ruf als DIE Weinbauregion des Kaukasus gerecht wird, landeten wir in Zinandali. Hier residierte das Fürstengeschlecht der Chavchavadses, die im 19. Jh. eine Schlüsselrolle im politischen und künstlerischen Leben Georgiens spielten. Sie gehörten zum Hochadel, am Zarenhof in St. Petersburg standen ihnen alle Türen offen und Katharina die Große war gar Taufpatin von Alexander Chavchavadse. Die Museumsführerin machte uns im Eiltempo mit allen Familienmitgliedern bis in heutige Tage nebst allen Schwippschwagern, angeheirateten Dichtern, deutschen Flügeln und Klavieren, europäischen Porzellans (durfte auch mal aus Frankreich sein), bekannt.

Spätestens als uns ein Schwiegersohn als „Jämmerlicher Minister“, und das mit dem Ausdruck größter Hochachtung, vorgestellt wurde, begannen wir an unserer Bildung, Phantasie und an unserem Gehör zu zweifeln. Denn bislang dachten wir doch immer, dass der jämmerliche Minister Rösler und nicht Gribojedow hieß. Familienbande hin oder her, das Anwesen konnte sich sehen lassen. Die Zimmer und Salons waren gemütlich und stilvoll eingerichtet und auf der großen Holzveranda wie im angrenzenden englischen Park könnte man schöne Gesellschaften geben.

IMG_8781Es regnete zwischenzeitlich so heftig, dass wir kurz darüber nachdachten, ein Boot für die Weiterfahrt nach Telavi zu chartern. Doch der Wolkenbruch hörte dann doch schneller auf als befürchtet und die Wolken rissen sogar so weit auf, dass der Große Kaukasus teilweise zu sehen war. In Telavi quartierten wir uns in einer Privat-Herberge ein. Die Zimmer einfach, aber sauber, die Matratzen weich, aber schmal und das Essen hausgemacht und gut. Dazu probierten wir heute zum ersten Mal georgischen Wein, schließlich fuhren wir ja auch den ganzen Nachmittag über die Georgische Weinstraße.

Weinbau hat im Lande jahrtausendealte Tradition – manche munkeln 8000 Jahre – und noch heute wird ein Teil der Reben auf althergebrachte Weise verarbeitet. Die Trauben werden per pedes in Bottichen gestampft und gepresst, und der Rebensaft bleibt dann zusammen mit den Schalen, den Kernen, den Stielen während des gesamten Gärungsprozesses. Dann erst wird der Wein gefiltert und kommt dann in große Tongefäße, die in der Erde vergraben sind und wo ihn die Winzer oft noch jahrelang weiterreifen lassen. Wichtig beim Verzehr: es muss immer ein Tamada, eine Art Zeremonienmeister, bestimmt werden, der den ersten Toast ausbringt. Auf den Frieden, Gott, Vaterland, die Seelen der Verstorbenen, das Leben und alle Lebenden,… Hund, Katze, Maus. Früher trank man in Georgien aus Weinhörnern und weil ein Horn keinen Boden hat, immer auf ex. Heute darf man aus Gläsern in mehreren Etappen trinken, aber man MUSS in Kakhetien immer bis auf den letzten Tropfen austrinken. Gagimardschos! გაგიმარჯოს!

Konfuze, heute leicht angesäuselt: „Dse, dse ist keine Fliege und Schwilis wohnen auf keinen Fall im Westen.“

Tbilisi – gülden und nass

Schock, schwere Not! Es regnet – in Strömen, und das, wo es doch laut Reiseführer in keinem Monat so schön und trocken sein soll wie im September. Mit Schirm, Regenjacke und Tamara, unser Guide für den heutigen Tag, zogen wir los. Wir starteten die Besichtigung am ehemaligen Meidan, auf dem ein Reiterstandbild des Königs und Stadtgründers Vakhtan Gordassani steht, der dem Platz seinen heutigen Namen gibt. Direkt dahinter erhebt sich die Metekhi-Kirche, das einzige Bauwerk der Königsresidenz aus dem 13. Jh., das die Stürme der Zeit überstanden hat.

Tbilisi ist über 40 Mal zerstört und wieder aufgebaut worden. Zum letzten Mal 1795 niedergebrannt und sechs Jahre später nach dem Anschluss an Russland wieder aufgebaut worden. Die prächtigen Häuser dieser Zeit, in der für Tbilisi (oder Tiflis für die Russen) typischen Bauweise – mit Holzbalkonen und Holzschnitzereien – sahen wir bei unserem Rundgang durch die Altstadt. Einige Häuser in einem sehr guten Zustand, andere in einem bedauernswert schlechtem.

Wir konnten uns auch davon überzeugen, dass Tbilisi seinen Ruf als Multi-Kulti-Stadt zu Recht hat, denn wir sahen eine Synagoge, eine Moschee und mehrere Kirchen, die zur georgisch-orthodoxen Kirche gehören. Darunter auch die Zionikirche, die Hauskirche des Patriarchen Ilja II., in der wir die Gläubigen bei der Abendmahlzeremonie beobachten konnten. Im Vergleich zum eher lebhaften Treiben in der Hauptkathedrale Armeniens war diese Zeremonie in unseren Augen doch um einiges würdevoller und andächtiger – wenn nur das viele Geknutsche nicht wäre: jede Ikone, jedes Buch und die Hände der Geistlichen werden inbrünstig geküsst – Sagrotan hilf!

IMG_8512Von der Narikala-Festung, die die Perser im 4. Jh. gründeten, hätte man einen wunderbaren Blick auf die Stadt, wenn nicht alles in einer dicken Nebelsuppe verschwimmen würde. Wir marschierten beziehungsweise rutschten auf den nassen Steinen abwärts und durchquerten das Bäderviertel mit der Moschee. König Vakhtan, der Wolfshäuptige jagte zwei Fasane, die ins schwefelhaltige, warme Wasser fielen und bestens gesotten bei ihm auf dem Tisch landeten. Da denkt man doch als weiser König gleich mal: hier gründe ich eine neue Stadt… während wir dachten, hier essen wir doch mal was zu Mittag.

Frisch gestärkt ging es dann ins Staatliche Georgische Kunstmuseum, ehedem ein Theologisches Seminar, das der junge Stalin besuchte. In der Schatzkammer kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gold, wohin das Auge blickt, und das in einer Kunstfertigkeit verarbeitet wurde, das uns der Mund offen stehen blieb…. Ratter, ratter, ratter, wie setzen die Alarmalarme und die Wachen außer Gefecht… Uns fiel leider nichts ein! Notlösung: Fotos und eine Replik – aus Kupfer – kaufen.

IMG_8562 IMG_8579Auch den zweiten Tag beschlossen wir mit georgischen Spezialitäten, darunter Wels (Waller!!!) in saurer, sehr saurer Kräutersauce – so sauer, dass man Karpfen blau für eine Süßspeise halten könnte.

Konfuze rekapituliert: „Wer in warmem Wasser friert, wird nicht Stahl sondern Gold finden.“

PS: Wir werden wohl erst am Sonntag wieder online sein!

Mit Karacho über die Klosterstraße

Armenischer Kaffee und Hülle und Fülle, aufmerksamer Service und liebevoll zubereitetes Frühstücksei – kurzum das absolute Gegenprogramm zum vorherigen Hotel. Dann fuhren wir auf die wolkenverhangene Bergkette des kleinen Kaukasus zu. In Vanadzor statteten wir der Post einen Besuch ab, um endlich Briefmarken zu kaufen. Im Sortiment der Hay-Post gibt es aber auch Waschpulver, Toilettenpapier, Kaffeepulver, etc.

IMG_8317Entlang des Flusses Debed fuhren wir auf der kurvenreichen, holprigen Klosterstraße gen Alaverdi. Dabei mussten wir auch drei Tunnel durchfahren, die aussahen, als hätte man sie von Hand mit einem Kaffeelöffel ausgekratzt, und die so konzipiert waren, dass LKWs nur mittig durch passten, was sich auf den Verkehrsfluss doch stark nachteilig auswirkte. Schließlich erreichten wir aber doch unser Ziel – wenn auch mit etwas flauem Magen.

IMG_8330Oberhalb der Stadt Alaverdi befanden sich die zwei Klöster des heutigen Tages: Sanahin und Haghbat. Beide wurden von der gleichen Königin Chosrovanusch, der Gattin des „barmherzigen“ Königs Aschot III. Bagratuni, für ihre Söhne Gurgen und Smbat gestiftet. Der dritte, Gagik, ging leer aus. Das Koster Sanahin entstand 934 und bekam später von unserem guten alten Kumpel Vatsch’e Vatsch’utian – unter Freunden auch kurz Vatschi genannt – einen eindrucksvollen Gawit spendiert. Direkt daneben befand sich die Akademie, in der Studenten in Wandnischen sitzend der Vorlesung zu folgen hatten, während der Professor auf- und abtigerte.

IMG_8342Mittag musste für uns eigens das Büro des Direktors umgebaut werden, denn das Wetter lud nun so gar nicht zum Draußen sitzen ein. Also wurden sämtliche Pokale, die das Restaurant für die besten Dolmas und das beste Schaschlik gewann, bei Seite geräumt und schon konnte es losgehen mit dem Weinblätter essen.

IMG_8397Das Kloster Haghbat, wie Sanahin seit 1986 UNESCO-Weltkulturerbe, beherbergt einen der seltenen Kreuzsteine, mit figürlicher Darstellung, nämlich einer Kreuzabnahme. In der Klosterbibliothek beeindruckten uns vor allem die originellen Verstecke für die wertvollen Pergamente, die in in dem Boden eingelassenen Tonkrügen deponiert wurden.

IMG_8421 IMG_8431Noch eine dreiviertel Stunde Fahrt trennte uns von der Grenze zu Georgien. Kurz vor dem armenischen Passhäuschen wurde wir liebevoll, aber nachdrücklich „ausgesetzt“ . Ruck zuck hatten wir den Ausreisestempel, dann ging es zu Fuß 500 m über eine Brücke zum georgischen Grenzhäuschen, wo wir von Lela und Tariel in Empfang genommen wurden.

75 km weiter, die Hauptstadt Tbilisi. Eine kurze Lümmelphase im Hotel und unsere erste Begegnung mit georgischer Küche stand auf dem Plan. Auberginenröllchen mit Walnussfüllung, Hühnchensalat mit Käse, gebratene Pilze, Khachapuri (Käsefladen), Khinkali (Maultaschen), Chanakhi (Rindfleisch in Rotwein geschmort) und Lawashi (georgisches Brot). Alles super lecker, auch das Bier Natakhtari dazu ließ keine Wünsche offen.

Konfuze des Tages: „Zahlst Du mit Lari, aber ohne Fari, weißt Du, Du bist in Sakartwelo.“

Kaffeekrise im Kaukasus

Schwer gebeugt sind wir in diesen Tag gestartet, und weil brettharte Matratzen und Schnupfen noch nicht genug sind, erwartete uns ein wahres Frühstücksfiasko. Ein abgefressenes, liebloses Buffet und KEIN Kaffee! Ein altersschwacher Kaffeeautomat an einer Tankstelle rettete den Tag und gab genügend Energie, damit wir die 200 Stufen zum Kloster Sewan schafften. Besonderes Schmuckstück war ein Kreuzstein im Inneren, auf dem Christus als Mongole mit Schlitzaugen und Zöpfen dargestellt wurde. Für alle älteren Leser und Bonanza-Fans: sah aus wie Hop-Sing.

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Wir fuhren entlang des Sees, weiterhin auf der Seidenstraße, durch die karge, aber reizvolle Steppenlandschaft. Durch einen 2,5 km langen Tunnel fuhren wir auf die andere Seite des Berges und die Landschaft änderte sich schlagartig. Üppige, grüne Wälder in der „armenischen Schweiz“ begleiteten uns auf dem Weg nach Dilijan. Da, wo Steinhäuser mit schönen Holzschnitzereien an den Giebeln und Balkonen die eigentliche Attraktion sein könnten, versucht man stattdessen durch den Bau einer modernen Internationalen Schule und der Verlegung der armenischen Zentralbank hierher, den Tourismus anzukurbeln. Das verstehe, wer mag… – armenisch eben.

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Am Straßenrand beobachteten wir Mitglieder einer russisch-stämmigen Minderheit bei ihrer harten Arbeit auf dem Feld, bekannt sind sie für ihre Kohlkreationen. Mittags erreichten wir Gyumri und fuhren auf abenteuerlichen Wegen zu einem Restaurant, das auf den ersten Blick aussah wie eine Kiesgrube, sich auf den zweiten Blick als Fischfarm entpuppte. Nach Stör-Sushi und Kaviar gab es gegrillten Stör… es muss nicht immer Kaviar sein… aber manchmal eben doch!

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Auf wiederum abenteuerlichen Wegen – mehr Schlaglöcher als Asphalt – sollte es nach Marmaschen gehen. Die Odyssee endete im dritten Versuch doch tatsächlich am Kloster. Filigrane Ornamente und Blendarkaden machten die Kathogike besonders attraktiv. Scheinbar auch für Backgammon-Spieler, die im ehemaligen Gawit der Hauptkirche eifrig ins Spiel versunken waren. Gestört werden sie hier ja auch nicht durch aufdringliche Reisegruppe – den Schlaglöchern sei Dank.

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Dann ging es zurück nach Gyumri. Wir bummelten durch das Zentrum und die Altstadt, respektive das, was nach dem Erdbeben von 1988 noch davon übrig blieb. Erstaunlich, dass man in den letzten 26 Jahren noch nicht auf die Idee kam, den Schutt zum Auffüllen der weitverbreiteten Schlaglöcher zu benutzen. Und das, wo doch die Armenier so vieles erfunden haben. Letztes Tagesziel: der Lebensmittelmarkt, auf dem alles angeboten wird, was das Herz begehrt: Berge von Melonen und Weintrauben, saftige Pfirsiche, Walderdbeeren, den für die Stadt typischen Fadenkäse und Kaffee in allen erdenklichen Variationen…

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In unserem Hotel für die heutige Nacht, dem Berlin Art Hotel, wurden wir exzellent und exklusiv bekocht. Unser Tisch wurde als Installation, Rosen und Kerzen inklusive, Teil der Ausstellung von abstrakten Bildern und Wandteppichen. Und wir zum bestaunten lebenden Kunstwerk.

Konfuze, gefangen in seiner G-Phase, grübelt: „Geschummelt beim Glücksspiel, gemogelt in Gawits? So grummelt’s in Gyumri mit Gedonner und Geblitz. Gar grausig gefallen durch Gewitter die Grade, doch gemütlich gebettet in gedieg‘nem Gemache. Geruhsam genießen geschätzte Gefährten, die Gedanken, den Geist, Genie von Gelehrten. Genug von Gesülze und gewolltem Gereim, Gemüter geneset, gleich geschafft ist die Pein.“

Seidenstraßen-Schnuppertour

Vor unserer Abfahrt statteten wir der benachbarten Lavasch-Bäckerei einen Besuch ab. Die drei Damen vom Erdofen sangen nach einer 15-Stunden-Schicht ein Loblied auf ihren Chef, einem Frauenversteher vor dem Herrn. Da gibt es schon mal einen Mantel anlässlich des Weltfrauentags, eine Gratifikation zum Geburtstag, Ausflüge und Essenseinladungen an Feiertagen.

Bäckerei

Anschließend ging es zur längsten Seilbahn der Welt mit 5.752 m, die uns zum Kloster Tatev brachte. 896 gegründet, von Seldschuken zerstört und im 14. Jh. durch die Orbeliden wieder aufgebaut. Zentrum dieses großen Komplexes ist die Peter-und-Paul-Kirche, in der wir gerade noch die letzten Minuten der Morgenmesse miterlebten. Zum Kloster gehörte auch eine Bibliothek, ein Refektorium, Mönchszellen und ein Bischofssitz und von fast überall hatte man tolle Ausblicke in die tiefe Schlucht und wunderschöne Landschaft.

SchluchtTatev1Tatev TatevMesse

Auf der armenischen Seidenstraße fuhren wir durch das Zangeziri-Gebirge an den Arpa-Fluss, wo wir Mittag machten. Wir folgten der Seidenstraße über den 2.410 m hohen Selim-Pass. Kurz vor der Anhöhe besichtigten wir die kleine, alte, gut erhaltene Karawanserei mit Schlafnischen für die Händler und Futtertrögen für die Pferde.Seidenstraße

Selimkarawanserei

Bei schönstem Nachmittagslicht fuhren wir weiter über die Hochebene mit ihren unendlichen Weiten, zig Schattierungen in Gelb, Schaf-, Ziegen- und Kuhherden und unzähligen Adlern, die majestätisch über uns ihre Kreise zogen. Schon kurz später erblickten wir zum ersten Mal den Sewan-See, die „blaue Perle Armeniens“. Bei Martuni, der ‚Kartoffelstadt‘, erreichten wir das Ufer des Sees, das gesäumt ist von dick mit Früchten behangenen Sanddornsträuchern – sehr zu Milenas Begeisterung. In Noratus besuchten wir einen weitläufigen Friedhof mit zum Teil uralten Kreuzsteinen und Grabplatten, die mit Szenen aus dem Leben der Verstorbenen dekoriert sind.

Noratus2

Abends erreichten wir das Harsnakar-Hotel in Sewan, das den geballten Charme des sowjetischen Neo-Barocks verströmt, inklusive eines blauen Plüschteppichs, der weicher ist als unsere Betten, bestehend aus einer zwei Zentimeter dicken – oder eher dünnen – Schaumstoffmatte auf einem Holzbrett. Im Speisesaal, der locker mehrere hundert Personen fassen kann, verloren sich neben uns nur noch zwei weitere Personen – zum Gruseln. Dafür machten unsere Armenisch-Kenntnisse deutliche Fortschritte. Nach dem Fisch-Essen bestellten wir haj gagan surtsch und chotabuizerov thej und zum Mitnehmen gitronov thej met thejnikov vorovhatev ankeruhis hiwand e. Alles klar?!

Herr Konfuze resümierte: „An unbeschiffbaren Seen, ruht man auf Bügelbrettern.“