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Zwei Pässe und ein Reinfall

Angesichts der langen Strecke, die uns bevor stand, starteten wir früh am Morgen. Der erste fleißige Hausmann war auch schon am Werke: er fegte Sand vor dem Haus von der Sandpiste – Sysiphos lässt grüßen… aber vielleicht möchte er ja seine eigene Düne basteln.

Über Rissani und Erfoud verließen wir die Tafilalet-Oase und fuhren entlang des Ziz-Tals nach Norden.

CIMG6708In Errachidia schnappte dann die Radarfalle zu – und das, wo wir eigentlich sicher waren, nicht einen Stundenkilometer zu schnell gewesen zu sein. Aber mit der marokkanischen Polizei diskutiert man nicht lange und die ‚englische Variante‘ half leider auch nichts… 30 Euro waren fällig.

Über den Tizi’n’Talghemt, den Kamelstutenpass, überwanden wir den Hohen Atlas und erreichten die Apfelstadt Midelt.

CIMG6728Danach war Motivjagd nach einem blühenden Apfelbaum angesagt, der sich allerdings erst im Mittleren Atlas fand. Genauso wie Zedern, Berberaffen und kleine Seen.

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CIMG6755Eine Seen-Rundfahrt erwies sich allerdings als Reinfall, denn außer dem ersten See, der nur 500 m von der Hauptstraße entfernt lag, gab es zu den anderen Seen keinerlei Beschilderung. Wir fuhren kilometerlang durch Weinberge – auch hübsch –, fanden aber keine weiteren Seen. Vielleicht hat ja Herr Reisefant seinen Durst heimlich gestillt und die Seen einfach weggeschlürft.CIMG6769

Am Abend kämpfte sich Herr Abdallah heldenhaft durch den chaotischen Freitagabendverkehr und fand mit Spürsinn – es fehlten mal wieder jegliche Straßenschilder – unseren Riad in der Neustadt von Fes.

Herr Konfuze haucht ermattet und spuckt die letzten Sandkörner aus: „Wann merkt man, dass man zu lange in der Wüste gelebt hat? Wenn man mit Feuereifer Sand von der Sanddüne fegt.“

 

Haddu Möhrchen …?

Heute ging es zum größten Wochenmarkt im Süden Marokkos nach Rissani. Bei einem zweiten Frühstückskaffee beobachteten wir die eintrudelnden Marktbesucher, die auf Esel, in Kleinbussen, Sammeltaxen, zu Fuß, auf Karren und in TUI – Bussen ankamen.

IMG_0893Auf dem Gemüsemarkt war ein eindeutiger Schwerpunkt zu erkennen – frische Möhrchen.

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Außerdem gab es Zwiebeln, RoteBeete, Peperoni, die unverzichtbaren Saubohnen, Tomaten und frische Kräuter. In der Gewürzabteilung schlugen wir dann gnadenlos zu: Ras el Hanout, Kreuzkümmel mit und ohne Zitronen, Schwarzkümmel, Zimt und eine Gewürzmischung bestehend aus 25 Komponenten für Fisch und helles Fleisch.

CIMG6587Dann spazierten wir zum Eselsparkplatz, wo sich herzzerreißende Liebesdramen abspielten.

IMG_0917 - CopyDirekt daneben der Schaf-und Ziegenmarkt. Weiter ging es zum Gedeckten Markt, der täglich geöffnet ist.

IMG_0929In der Textilabteilung erwarb Sanne Ihr erstes Berbergewand. Im Zentrum des Marktes wurden die Schätze der Wüste – Datteln und Salz – gehandelt.

Vor dem Ksar von Rissani wurden wir von Moulay Ismail und Sidi Mohammed aus dem Maison Saharienne, guten alten Bekannten von Heike zu Tee und Mittagessen geladen.

Es gab die Spezialität vor Ort: „Berberpizza“ – ein mit Fleisch, Zwiebeln und Kräutern pikant gefülltes Brot – lecker!

CIMG6654Am Nachmittag machten wir eine Ksour – Rundfahrt, um etliche der festungsartigen Dörfer zu katalogisieren. Abschließend ein Besuch am Mausoleum Moulay Ali Cherif, des Begründers der Alaouiten-Dynastie, die bis heute über Marokko herrscht.

CIMG6657Der Rest des Tages stand „ zur freien Verfügung“, den wir den Temperaturen (37 Grad) angemessen verbrachten. Im Moment sind wir dabei uns mit Hilfe eines Bieres, diesmal der Sorte Flag, gegen die kalte zu wappnen. Es wird ein rapider Temperatursturz auf 17 bis 25 Grad erwartet.

Herr Konfuze halluziniert: „Wer Schlagloch- Fata-Morganas sieht, wird im Schlaf zu Palme.“

Hinweis an unsere Eltern: Gewürzbestellungen werden im Blog oder per E-Mail entgegengenommen. Lieferung erfolgt zum nächstmöglichen Termin.

Schubbidubidu…

Überraschung zum Frühstück: in unserer Luxus-Herberge saß am Nebentisch der Bruder des marokkanischen Königs mit seiner Viertfrau… April, April!

Nach einer harten Nacht auf kargem Lager starteten wir früh in den Tag. Auch die exaltierte Amerikanerin, die scheinbar alle erdenklichen Kräuter des Atlas gerauscht, geschnupft oder inhaliert hat, konnte uns die Laune nicht vermiesen.

CIMG6469Wir fuhren durch die enge Schlucht zurück nach Tineghir. Dort machten wir einen Spaziergang durch den Oasengarten mit Luzerne, Saubohnen, Zwiebeln, Pfirsich, Aprikose, Oliven, Granatapfel…

CIMG6471 CIMG6483Dann setzten wir unseren Weg fort zur nächsten Oasenstadt Tinejdad, wo wir das überaus interessante Quellen-Museum besichtigten, in dem alle Themen der Volkskunst, Landwirtschaft und vor allem die Sicherung der Wasserquellen behandelt werden.

CIMG6546In der außergewöhnlich grünen Merrha-Ebene grasten hunderte von Kamelen. Dabei hat eines unseren Sympathie-Preis gewonnen, da es sich genüsslich am Strommast schubberte.

CIMG6555 CIMG6558In der Tafilalet-Oase konnten wir das alte Bewässerungssystem mittels unterirdischer Kanäle besichtigen. In Erfoud besuchten wir eine große Werkstatt, in der Steinblöcke versteinerter Korallenriffe geschliffen und verarbeitet werden.

Am späten Nachmittag erreichten wir die Sanddünen des Erg Chebbi und wir ließen den Tag ausklingen mit Blick auf die sich immer roter färbenden Sanddünen.

Herr Konfuze schwitzt: „Wenn der Chebbi der errötet, kommt einem die Wüste spanisch vor.“

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In eine Wolke Eau de Staub No. 5 gehüllt

Nach dem Frühstück fuhren wir tiefer ins Gebirge. An der engsten Stelle, dem Säbelhieb, starteten wir unsere heutige Fotosafari.

saebelhiebWir fuhren auf das Hochplateau, das vom früher gefürchteten Stamm der Ait Haddidou besiedelt wird.

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Heute erwiesen sie sich als freundlich und machten uns rechtzeitig darauf aufmerksam, dass es besser sei wegen der schlechten Straßenverhältnisse umzudrehen. Das taten wir dann auch. Eingenebelt und staubbepudert landeten wir in M’semrir. Wir speisten im scheinbar bevorzugten Restaurant der marokkanischen Armee.

Gemütlich tuckerten wir aus dem Dadès-Tal nach Boumalne zurück und wandten uns dann nach Osten. Am Ortsausgang wollte uns die Gendarmerie wegen vermeintlich zu schnellen Fahrens (67 statt der erlaubten 60) drankriegen, doch wir radebrechten nur noch Englisch. Und so gab der Gendarm nach kurzer Zeit auf und winkte uns weiter.

CIMG6456In der nächsten Stadt – Tineghir – gönnten wir unserem kleinen Abdallah, der mittlerweile schon schon rote Staubwolken aus der Lüftung hustete, einen Stopp im Wellness-Bad von Shell, bei dem der Insektenfriedhof von der Windschutzscheibe und geschätzte 2 Zentner Staub von der Karosserie gespült wurden.

CIMG6464Schließlich bogen wir erneut ins Gebirge ab und fuhren durch die Todgha-Schlucht zu unserer urigen, aber sehr einfachen Auberge.

Herr Konfuze hustet: „Wer schneller als 60 fährt, sollte Englisch sprechen.“

Kariöse Kasbahs

Heute war zunächst Auftanken in jeglichem Sinne angesagt: Geld, Benzin, Kekse. Dann stand ein Besuch der Zweitkasbah des Glaoui-Clans an. Dort konnten wir Krupp Nr. 5 bewundern, die den Glaouis die Macht über viele Stämme ermöglichte – nach dem Motto „Besser eine Kanone als keine“.

CIMG6320Dann fuhren wir auf der Straße der Kasbahs und machten einen Halt in Skoura. An der größten Kasbah Marokko, Amerhidil, stoppten wir zum Lunch.

CIMG6355Nachmittags setzten wir unseren Weg vorbei an mehr oder weniger gut erhaltenen Kasbahs fort. Bei Boumalne bogen wir ins Gebirge ab und folgten dem Fluss Dadès hinein in die Schlucht.

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Bei einer Kaffeepause gerieten wir zufällig in die halbjährlich stattfindende Nomaden-Konferenz. Uns erinnerte dieses Treffen von ca. 30 Männern ein wenig an Miraculix bei Druiden-Treffen.

Landschaftlich besonders eindrucksvoll war der Abschnitt mit den sogenannten Affenpfoten, wo das Gestein zu runden Kissen zu verwittern scheint. Entsprechend hoch war die Anzahl der Fotostopps.

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Am späten Nachmittag erreichten wir unseren Riad „Chez Pierre“, wo wir am Abend mit einem 5-Gänge-Menü verwöhnt wurden.

Whistleblower Herr Konfuze offenbart: „Wer Druiden bei ihrem Treffen belauscht, weiß warum Schafe im ersten Stock fahren.“