Auf der Jagd nach dem goldenen Vlies

Zunächst ging es nach Mzcheta, die alte Hauptstadt Georgiens, und noch heute das religiöse Zentrum des Landes. Die Dshwari-Kirche, die Kirche zum Heiligen Kreuz, sollte auf einer Anhöhe, weithin sichtbar genau über dem Kreuz der heiligen Nino errichtet werden, was dem Architekten auch fast gelang. Von hier oben hatten wir einen tollen Ausblick auf die alte Stadt am Zusammenfluss der beiden wichtigsten ostgeorgischen Flüsse, Mtkwari und Aragwi.

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Die Sweti Zchoweli – Kirche des lebensspendenden Stammes – wurde über der Begräbnisstätte der Sidonia gebaut, deren Bruder nach Jerusalem reiste, um gegen die Kreuzigung Christi zu sprechen, aber zu spät kam und nur noch das Leichenhemd Jesu gegen Bestechung mit nach Hause nehmen konnte. Sidonia empfing ihren Bruder, nahm das Hemd an sich und brach tot zusammen. Sie wurde mit dem Leichenhemd in der Hand begraben und – oh Wunder – aus dem Grab wuchs eine libanesische Zeder.

300 Jahre später kam Nino, übrigens eine Freundin von Hripsime und Gajane (s. Etschmiadsin, Armenien), und bekehrte König und Königin zum christlichen Glauben. König Mirian wollte sogleich eine Kirche stiften und ließ dazu sieben mächtige Bäume fällen, darunter auch die Zeder. Doch die widersetzte sich und ließ sich nicht in die rechte Lage bringen. Nino betete und bat Gott um Hilfe, der schickte einen Engel und schon saß alles an seinem Platz. Aus dem Stamm traten Tropfen eines wundersamen Balsams, der alle Krankheiten heilen konnte – ergo: lebensspendender Stamm. Beim Bau der Kathedrale war scheinbar ein betrunkener Baumeister am Werk, denn hier ist nichts symmetrisch, vieles aus dem Winkel und dennoch hält alles, passt, wackelt und hat Luft.

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Im Innenraum leuchten die Farben der Fresken noch immer farbenfroh, außerdem liegt Vakhtan, der Wolfshäuptige hier begraben. Beim Bummel durch die Altstadt bewunderten wir die Filzarbeiten, die typisch für Mzcheta sind. Und da saß er, unser neuer Reisebegleiter: Chokina (sprich: Tschokina, wa so viel heißt wie kleiner Esel) Stalin.

Stalin und Heike

Über das Rikoti-Gebirge, die natürliche Grenze zwischen Ost- und Westgeorgien fuhren wir nach Gelati.

IMG_9267Das Ensemble von Gelati besteht aus drei Kirchen, einem Glockenturm und dem Gebäude der Akademie. Den Grundstein hierfür legte 1106 König David, der Erbauer, der Georgien geeint hatte und der direkt unter dem Westtor begraben liegt. „Dies sei für alle Zeiten meine Ruhestätte, hier lasse ich mich nieder, denn so war es mein Wille.“ Durch die Stiftung einer Akademie hier wie im Osten in Iqalto (s. So) sollte die kulturelle Einheit Georgiens, die Wissenschaften und Künste gefördert werden. Im Mittelalter wurden hier die sieben freien Künste Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Grammatik, Rhetorik, Dialektik und Musik gelehrt, wir wurden hier zur Geographie-Stunde gebeten. Georgia est divisa in partes duae…

IMG_9277In der Hauptkirche, eine typische Kreuzkuppelkirche, die der Muttergottes geweiht ist, ist der älteste Wandschmuck erhalten. Goldene Mosaiksteinchen umrahmen die Schutzpatronin, flankiert von den Erzengeln. Die Fresken sind ganz in der orthodoxen Tradition mit Christus Pantokrator, Szenen aus dem Leben Jesu, der Maria und diverser Heiliger sowie an der linken Wandseite die ältesten Malereien mit den Stifter, darunter natürlich auch wieder David, der Erbauer. Auch in der Georgs-Kirche, einer kleineren Kopie der Muttergotteskirche sind hervorragende Fresken erhalten.

IMG_9283Dann fuhren wir in den Naturpark Sataplia, der seinen Namen von den wilden Bienen, die in den Bergen leben, bekommen hat. In einer der Karsthöhlen fand man die Abdrücke von Dinosauriern, eine weitere war eine klassische Tropfsteinhöhle.

IMG_9361Dann erreichten wir die zweitgrößte Stadt Georgiens, Kutaissi. In der Antike hieß die Stadt Aia im Lande Kolchis, in die Königskinder Helle und Phrixon auf einem Widder mit güldenem Fell durch Gottvater in Sicherheit gebracht werden sollten. Helle, typisch Frau, hat sich während des Flugs zu weit hinausgebeugt und stürzte ab. Die Absturzstelle wird seither Hellespont genannt. Phrixon landete also alleine in Aia, opferte den Widder Zeus zum Dank. Das goldenen Fell (Vlies) wurde an einer Eiche befestigt und von einem Drachen bewacht. Die Griechen hörten davon und von weiteren sagenhaften Reichtümern Kolchis‘ und Jason entschloss zusammen mit seinen getreuesten Freunden mit dem Schiff Argo in See zu stechen und der Sache auf den Grund zu gehen. Mit Hilfe der Tochter des kolchischen Königs gelang es ihm auch tatsächlich das Goldene Vlies zu entwenden. Die Königstochter Medea folgte Jason nach Griechenland und wurde Kräuterhexe, die sich bitter an Jason rächte, als dieser sie für eine Jüngere oder Schönere verließ. Über die Art der Rache gibt es unterschiedliche Legenden, der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt… Das Goldene Vlies jedenfalls hat sie entwendet und sich jegliche Spur. Bis wir es in Form von Vorhängen in unserer Privat-Pension wiedergefunden haben, wo es einen schönen Kontrapunkt zum Zebra-Muster der Bettwäsche setzt.

Herr Konfuze entpuppt sich als Kenner deutscher Balladen und Gedichte und rezitiert heute von den Dinosauriern inspiriert Victor von Scheffel: „Es rauscht in den Schachtelhalmen, verdächtig leuchtet das Meer, da schwimmt mit Tränen im Auge ein Ichthyosaurus daher. … Der Iguanodon, der Lümmel,
wird frecher zu jeglicher Frist, schon hat er am hellen Tage die Ichthyosaura geküßt. … Es starb zu derselbigen Stunde die ganze Saurierei, sie kamen zu tief in die Kreide, da war es natürlich vorbei.”

Dazu singen im Hintergrund Herr Willibald und Reisefant, dirigiert von ihrem neuem Freund Stalin den 80er Jahre Hit von Lonzo : Die Dinosaurier werden immer trauriger …

Quellen: http://gedichte.xbib.de/Scheffel_gedicht_Der+Ichthyosaurus.htm ; www.youtube.com/watch?v=2yPraxHBdUU

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