Archiv der Kategorie: Indien

11.09.2011 Hadimbas Fluch im Apfelhain

Heute stand ein entspannter Tag im Kullu-Tal auf dem Programm. Nach 11 Stunden erholsamen Schlafs starteten wir mit frischen Kräften nach Naggar. Dort besichtigten wir das Vermächtnis von Nicolas Roerich, ein russischer Künstler, der hundertfach Bilder vom Himalaya malte, dabei eine neue religöse Philosophie erdachte und der Höhepunkt seines Schaffens war die Gestaltung einer neuen Flagge: drei rote Punkte in einem roten Kreis…

Weitaus interessanter war ein Spaziergang durch das Dorf zur alten, restaurierten Burg mit traumhaftem Ausblick über Reisfelder und unendliche Haine mit Apfelbäumen. Im Inneren befindet sich ein heiliger Stein, der von fleissigen Bienchen eingeflogen wurde. Wer nicht daran glaubt, erliegt binnen einer Woche dem Fluch!

Danach ging es zurück nach Manali. Die Stadt ist benannt nach der Gemahlin des Gottes Manu und lebt heute hauptsächlich von Tourismus und Äpfeln. Wichtigstes Heiligtum ist der Tempel der Hadimba – einer dank Heirat zur Göttin aufgestiegenen grausamen Dämonin. Tolle Karriere, oder? Dort wo früher der Sage nach Menschen geopfert wurden, müssen heute nur noch Ziegen, Schafe und ab und an ein Bulle daran glauben.

Im ethnologischen Museum erfuhren wir viel über die Traditionen, Gebrauchsgegenstände und Trachten. Angeregt durch die bunten Muster und Stoffe erweiterten wir unsere Reisegarderobe.

Konfuze stichelt: „Wer Socken opfert, darf sich an einem Yak wärmen.“

10.09.11 Tea for two in der Achterbahn

Nach einem selbstfabrizierten Balkon-Frühstück starteten wir Richtung Manali. Nach zwei Stunden über idyllische, gewundene Bergsträsschen kamen wir an ausgedehnten Teegaerten vorbei. Unter professioneller Anleitung lernten wir Teepflücken – eine mühsame Arbeit.

Unsere lange Fahrt wurde durch den Besuch von zwei hinduitischen Tempeln in Bajnath und Mandi aufgelockert. Entlang der rauschenden Wassermassen des Beas-Flusses fuhren wir durch das malerische Kullu-Tal und erreichten schliesslich todmüde unser Hotel in Manali.

Konfuze seufzt: „Die Hälfte ist manchmal auch schon zuviel.“

9.9.2011 Gesucht: Tenzin Gyatso

Entgegen der Aussage unseres Reiseführers (Loose) ist Dharamsala nicht länger die zweitregenreichste Stadt Indiens – nein, sie ist der Rain-Champion 2010 geworden. Und wir haben keinen Zweifel, dass auch der Titel 2011 an Dharamsala gehen wird. Womit sich auch gleich erklärt, warum der Dalai Lama so häufig auf Auslandsreisen geht.

Seit 1959 wohnt der 14. Dalai Lama zusammen mit ca. 10.000 Exiltibetern in diesem von Wäldern umgebenen Bergstädtchen. Im strömenden Regen ging es zunächst zum Tantra-Kloster Gyuto und anschliessend weiter zum Norbulingka-Institut. Dort wird in friedvoller Gartenatmosphäre das tibetische Handwerk (Holzschnitzerei, Malerei, Metallarbeit und Stickerei)  gepflegt.

Im oberen Stadtteil McLeod Ganj befindet sich das mit 400 Mönchen grösste Kloster: Namgyal. In der Mitte steht ein Tempel, in dem der Dalai Lama bisweilen buddhistische Belehrungen gibt und die Mönche ihre Zeremonien abhalten. Mittelpunkt des Baus ist der erhöhte Thron des Dalai Lama. Rund um das Gebäude sind unzählige Gebetsmühlen angebracht: eine Umdrehung entspricht einem Mantra, damit sind wir fein raus; wir können keine Mantras, also drehen wir!

Direkt gegenüber des Tempels befindet sich das sehr bescheidene Wohnhaus des Dalai Lama. Die Einladung zum Tee fand leider nicht statt, da der Dalai Lama nach Mexiko unterwegs ist 😉

Die dramatische Geschichte der Flucht des Dalai Lama und die Hintergründe des Dramas um Tibet wurden im benachbarten Museum verdeutlicht. Auf der Suche nach einem Internet-Cafe bummelten wir durch die Haupstrassen von McLeod Ganj und erstanden unsere ersten Postkarten.

Konfuzes Beauty-Tipp: „Feuchtigkeit von oben spart Creme aus der Tube“

PS: Teil eins unseres Local-Beer-Tests: Kingfisher bleibt eine einmalige Erfahrung!

Von Singh zu Gupta

Den Grossteil des heutigen Tages haben wir im Auto verbracht. Für 230 km haben wir 6 Stunden gebraucht, was nicht nur an den schlechten Strassen und den allgegenwärtigen Kühen als Hindernissen lag, sondern auch an dem letzten Teil der Strecke, der uns auf verschlungenen kleinen Bergstrassen nach Dharamsala führte. Der Sitz der tibetischen Exilregierung hat uns mit Gewitter empfangen und das hat bei uns sofort Erinnerungen an den Goldenen Felsen wachgerufen.

Auf der Fahrt fielen uns immer wieder mehr oder weniger kitschige Dekorationen auf den Hausdächern auf. Manche, wie Krüge und Fussbälle dienen der Wasserversorgung, andere wie Tauben oder weiss-goldene Zwiebeltürme der Deko …

Konfuze für den 8.9.2011 : Die Taube auf dem Dach ist besser als der Spatz in der Hand!

Wie man an dem Blog schon sehen kann, haben wir kein Netz und schlagen uns im Internetcafe durch.

Mit Fanfaren nach Amritsar

Nach einer kurzen Nacht und ohne Frühstück sitzen wir nun im Schnellzug in der Klasse 1a. Mal sehen was der Tag heute bringt ….

… Tataa! An der vorletzten Haltestelle entpuppte sich einer unserer Mitreisenden als international gefeierte Sportgrösse im Wrestling – Tataa!, der mit Pauken und Trompeten in seiner Heimatstadt empfangen wurde – Tataa! Nach über sechs Stunden Bahnfahrt kamen wir tiefgefroren in Amritsar an – Tataa! – die Außentemperatur von 36 Grad taute uns sekundenschnell auf – Tataa!

Amritsar ist so trubelig, heiss, staubig, bunt und quirlig wie wir uns Indien vorgestellt haben. Strahlender Mittelpunkt der Stadt: der Goldene Tempel, das spirituelle Zentrum der Sikhs. Gemäss des Glaubens der Sikhs steht der Tempel wahrlich ALLEN Menschen, egal welcher Nationalität, Glaubensrichtung, Kaste oder Geschlecht, 24 Stunden 365 Tage offen. Durch kleine Wasserbecken betritt man gereinigt und bedeckten Hauptes das Heiligtum, in dessen Zentrum der goldene Schrein über dem Ozean des Nektars zu schweben scheint. Sofort nach dem Betreten nimmt einen die Atmosphäre von plätscherndem Wasser, weissem Marmor und erhabenen musikalischen Rezitationen gefangen.

Kaum zu glauben, dass in dieser friedvollen Stimmung, die wir erlebt haben, in der Vergangenheit mehrfach Massaker verübt wurden, angefangen von den Briten bis hin zu Indira Gandhi.

In einer riesigen Gemeinschaftsküche wird allen Ankommenden kostenlosen, vegetarisches Essen serviert. An normalen Tagen werden so etwa 40.000 Essen ausgegeben, an Sonntagen sogar bis zu 200.000. Alle anfallenden Arbeiten, vom Knoblauchschälen, Chapati backen bis zum Marmorschrubben, werden von Heerscharen von Freiwilligen erledigt.

Konfuze trötet: “ Tataa! – Wer vor sieben Fanfaren aus Lautsprechern erträgt, erreicht nach eins den See des Nektars und wird mit Wohlklängen belohnt.“

PS: Zum Glück waren wir heute nicht in Delhi unterwegs, es geht uns gut.
Von dem Anschlag auf das Gericht in Neu-Delhi haben wir eben erst gehört.

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