Archiv für den Tag: 24. September 2014

Wo zum Geier bleiben die Geier?

Land unter in Kutaissi! Es regnete in Strömen bei unserer Abfahrt, Sturzbäche rannen die Kopfsteinpflasterstraße hinunter und bildeten kleine Wasserfälle. Eine Stunde später dann am kleinen, aber feinen Kloster von Ubisi dann ein erster Hoffnungsstrahl. Es regnete heller und weniger. Tolle Fresken erwarteten uns im Inneren der Georgskirche.

IMG_9519Endgültige Wetterbesserung brachte die erneute Durchquerung des Rikoti-Gebirges, das scheinbar nicht nur Wasser-, sondern auch Wetterscheide ist. Kurz hinter Gori, der Heimat Stalins, bogen wir ab und nahmen Kurs auf den großen Kaukasus. Am Stausee von Shinwali waren wir zum ersten Mal hin und weg von der grandiosen Landschaft, doch es sollte noch besser werden…

IMG_9585Das Wasser des Stausees dient zur Trinkwasserversorgung von Tbilisi und am westlichen Ende des Sees liegt malerisch die ehemalige Festung Ananuri. Von hier aus kontrollierten die kriegerischen Fürsten von Aragwi, von denen keiner eines natürlichen Todes starb, das gesamte Tal. Nachdem Ende der persischen Herrschaft lies der neue Fürst im 18 Jhd. die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale neu ausmalen. Einige Szenen der Fresken stellen das tragische Schicksal seiner Familie dar.

IMG_9616Wir fuhren weiter auf der georgischen Heerstraße. Diese hat seit alters her eine wichtige strategische Bedeutung und ist heute noch die wichtigste Transitstraße zwischen Russland und Armenien. Auf unserem Weg nordwärts standen hin und wieder lang Kolonnen von LKWs aller Nationalitäten, die auf die Erlaubnis zur Weiterfahrt zum einzigen georgisch- russischen Grenzübergang warteten. Dieser ist seit einigen Wochen nach Lawinenabgängen nur eingeschränkt passierbar.

IMG_9675Kurz vor dem Kreuzpass (2395m) konnten wir ein ziemlich „schoißliches“ Monument russisch georgischer „Freundschaft“ bestaunen. Direkt auf der Passhöhe liegt der Friedhof mit den Gräbern deutscher Kriegsgefangener, die die Straße überwiegend fertigstellen mussten. Die höheren Gipfel rund um uns waren alle mit einer frischen Schneehaube bestäubt und die Landschaft ähnelte der einer Modelleisenbahn. Angeblich kann man in dieser Berglandschaft Rote Berggimpel, Berghühner, Kaukasische Schneehühner, Gänse- und Bartgeier sehen. Haben wir aber noch nicht… zumindest nicht bewußt.

IMG_9655Schließlich erreichten wir Stepansminda, wo wir im Hotel „The Rooms“ direkt gegenüber des Kasbegi-Gletschers eincheckten. Von der Terrasse aus genossen wir die letzten Sonnenstrahlen und einen Sundowner. Dolce far niente…

IMG_9687Konfuze räkelt sich zufrieden: „ Wer morgens Hängematten im Regen verschmäht, wird abends auf kaukasischer Eiche weich gebettet.“

 

Klosterfrei am Schwarzen Meer

Heute ging es in die Autonome Provinz Adscharien ans Schwarze Meer. In der Provinzhauptstadt Batumi, die sehr malerisch an den Ausläufern des Gebirges liegt, findet sich so ziemlich jeder Stil, der seit der Gründung der Stadt nach dem Osmanisch-russischen Krieg 1878 je erfunden wurde – egal, ob ihn die Menschheit braucht oder nicht. Die auffälligsten Türme, die uns auf Kirchen tippen ließen, entpuppten sich entweder als Hotels oder als nicht in Betrieb genommene Fakultäten oder als stillgelegte Restaurants.

IMG_9385Auf dem Hauptplatz fanden wir erneut das Goldene Vlies, es kann sich hierbei allerdings nur um eine billige Fälschung handeln.

IMG_9421Vorbei an schmucken Belle Epoque-Häusern, weniger schmucken sowjetischen Wohnbunkern, dem Dramentheater (Macbeth wird augenblicklich gegeben), einer astronomischen Uhr, einigen Moscheen flanierten wir zur Strandpromenade. Nur noch wenige Badegäste tummelten sich jetzt in der Nachsaison am Kiesstrand – trotz 30°C im Schatten.

IMG_9441In einem der Strandrestaurants kehrten wir ein und versuchten uns selbsttätig an der Essens-Bestellung. Wasser mit Kohlensäure pantomimisch zu bestellen, ist gar nicht so einfach. Wären wir an einer Waldorf-Schule gewesen, hätten wir es vielleicht tanzen können… es klappte aber auch so.

Nachmittags besuchten wir den Botanischen Garten, in dem auf über 120 ha über 5.000 Pflanzenarten an dem subtropischen Klima erfreuen. Unter fachkundiger Führung spazierten wir botanisch von Fernost über den Kaukasus und den Kolchischen Regenwald nach Nordamerika. IMG_9490

Unten angekommen schwirrte uns der Kopf von Zedern, Buchen, Ahorn, B-Horn, Eichen, Magnolien, Bambus, Lianen, Efeu, Mimosen, Malven, Hibiskus, Sequoien, Tagetes, … Einigermaßen platt machten wir uns auf die zweistündige Rückfahrt.

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Konfuze, noch immer in poetischer Stimmung:

„Während ich am Ufer trotte, suche ich die Schwarzmeerflotte,

kann sie jedoch nicht erblicken oder Putin zuzunicken

ist mir ebenfalls unmöglich, was zu finden sei gar löblich.

Denn das heißt, die Krim ist weit – Georgien in Sicherheit.

Vladimir kann uns gerne haben, derweil wir uns am Weine laben.“