Archiv für den Monat: März 2015

In eine Wolke Eau de Staub No. 5 gehüllt

Nach dem Frühstück fuhren wir tiefer ins Gebirge. An der engsten Stelle, dem Säbelhieb, starteten wir unsere heutige Fotosafari.

saebelhiebWir fuhren auf das Hochplateau, das vom früher gefürchteten Stamm der Ait Haddidou besiedelt wird.

CIMG6446CIMG6438CIMG6435

Heute erwiesen sie sich als freundlich und machten uns rechtzeitig darauf aufmerksam, dass es besser sei wegen der schlechten Straßenverhältnisse umzudrehen. Das taten wir dann auch. Eingenebelt und staubbepudert landeten wir in M’semrir. Wir speisten im scheinbar bevorzugten Restaurant der marokkanischen Armee.

Gemütlich tuckerten wir aus dem Dadès-Tal nach Boumalne zurück und wandten uns dann nach Osten. Am Ortsausgang wollte uns die Gendarmerie wegen vermeintlich zu schnellen Fahrens (67 statt der erlaubten 60) drankriegen, doch wir radebrechten nur noch Englisch. Und so gab der Gendarm nach kurzer Zeit auf und winkte uns weiter.

CIMG6456In der nächsten Stadt – Tineghir – gönnten wir unserem kleinen Abdallah, der mittlerweile schon schon rote Staubwolken aus der Lüftung hustete, einen Stopp im Wellness-Bad von Shell, bei dem der Insektenfriedhof von der Windschutzscheibe und geschätzte 2 Zentner Staub von der Karosserie gespült wurden.

CIMG6464Schließlich bogen wir erneut ins Gebirge ab und fuhren durch die Todgha-Schlucht zu unserer urigen, aber sehr einfachen Auberge.

Herr Konfuze hustet: „Wer schneller als 60 fährt, sollte Englisch sprechen.“

Kariöse Kasbahs

Heute war zunächst Auftanken in jeglichem Sinne angesagt: Geld, Benzin, Kekse. Dann stand ein Besuch der Zweitkasbah des Glaoui-Clans an. Dort konnten wir Krupp Nr. 5 bewundern, die den Glaouis die Macht über viele Stämme ermöglichte – nach dem Motto „Besser eine Kanone als keine“.

CIMG6320Dann fuhren wir auf der Straße der Kasbahs und machten einen Halt in Skoura. An der größten Kasbah Marokko, Amerhidil, stoppten wir zum Lunch.

CIMG6355Nachmittags setzten wir unseren Weg vorbei an mehr oder weniger gut erhaltenen Kasbahs fort. Bei Boumalne bogen wir ins Gebirge ab und folgten dem Fluss Dadès hinein in die Schlucht.

CIMG6367

Bei einer Kaffeepause gerieten wir zufällig in die halbjährlich stattfindende Nomaden-Konferenz. Uns erinnerte dieses Treffen von ca. 30 Männern ein wenig an Miraculix bei Druiden-Treffen.

Landschaftlich besonders eindrucksvoll war der Abschnitt mit den sogenannten Affenpfoten, wo das Gestein zu runden Kissen zu verwittern scheint. Entsprechend hoch war die Anzahl der Fotostopps.

CIMG6383

Am späten Nachmittag erreichten wir unseren Riad „Chez Pierre“, wo wir am Abend mit einem 5-Gänge-Menü verwöhnt wurden.

Whistleblower Herr Konfuze offenbart: „Wer Druiden bei ihrem Treffen belauscht, weiß warum Schafe im ersten Stock fahren.“

Der Weg ist das Ziel

Zeitumstellung auch in Marokko, deswegen stellten wir zum ersten Mal auf unserer Reise den Wecker. Völlig umsonst wie sich herausstellen sollte, denn schon wenig Kilometer hinter Ait Ben Haddou auf dem Weg hinein ins Gebirge wurden wir ausgebremst. An einer Baustelle für eine neue Brücke wurde die Umleitung durch den Fluss auf Grund der reißenden Strömung teilweise weggespült. Zum Glück war an einem Sonntagmorgen vor 9 Uhr ein Baggerfahrer zur Stelle, der uns den Weg ebnete.

CIMG6202Entlang der alten Paßstrasse, auf der noch vor 60 Jahre Kamelkarawanen hochzogen, fuhren wir durch malerische Dörfer auf das Hochplateau von Telouet.

CIMG6256Hier herrschte einst ein gewisser Thami el-Glaoui, genannt der Löwe des Atlas, der als Kollaborateur der Franzosen zum mächtigsten Mann aufstieg. Dank Mädchenhandel, Prostitution, Steuerprivilegien, Monopolrechten erwarb er immensen Reichtum und verwandelte die alte Lehmkasbah in einen prunkvollen Märchenpalast mit Annehmlichkeiten wie Glasfenster, Zentralheizung und Elektrizität. Heute ist von der einstigen Pracht nur noch wenig übrig.

CIMG6285CIMG6271Anschließend fuhren wir auf die Passhöhe von 2260 Metern und machten mit den verbliebenen Schneeresten eine Schneeballschlacht.

CIMG6298Sanne gewann einen Abstecher zu einer Frauenkooperative in der alles Erdenkliche aus Arganfrüchten gewonnen wird – von Arganöl bis Amlou.
Der Rückweg nach Ouarzazate gestaltete sich auf Grund der kanonenkugeltiefen, manchmal auch autogroßen Schlaglöcher als recht ermüdend.

CIMG6302Entsprechend platt kamen wir im Riad an.
Der ebenfalls leicht ermattete Herr Konfuze raffte sich dennoch auf und erweiterte die konfuzianische Relativitätstheorie um den Ermüdungsfaktor:

 

Filmreif

Wir starteten unseren Tag mit einem üppigen Frühstück, es gab sogar endlich Amlou. Dieses ‚Berber-Nutella‘ besteht aus geriebenen Mandeln, Arganöl und Honig und schmeckt ausgesprochen lecker.

IMG_0458Danach machten wir uns daran, das Draa-Tal nach Norden zu durchfahren. Befestigte Lehmdörfer, Kasbahs und viele Dattelpalmen säumten den Weg.

IMG_0480In Agdz landeten wir unversehens in einem offiziellen Empfang zu Ehren des Provinz-Gouverneurs.

IMG_0500

Wir überquerten den kurvenreichen Pass des Jebel Saghro, vor uns die herrliche Kulisse der schneebedeckten Atlasgipfel.

IMG_0516Am frühen Nachmittag erreichten wir Ouarzazate, das Zentrum des Südens und gleichzeitig Hollywood Marokkos.

IMG_0515

Reisefant witterte sofort seine Chance und ging mit Herrn Willibald und Herrn Konfuze in die Atlasstudios zum Casting für einen neuen Monumentalschinken mit dem Arbeitstitel „Drei Supernasen auf der Reise zum Mittelpunkt der fabelhaften Welt des Ben Hur“. Der Plot des neuen Streifen in groben Zügen: Der Medicus (Herr Konfuze) geht zusammen mit der Päpstin (Herr Willibald) und Alexander (Reisefant) auf die Jagd nach dem Juwel vom Nil. Irrtümlich landen sie zunächst in Troja, dann in Babel. In Sodom und Gomorrha spüren sie den Hauch des Todes. Zum finalen Show-down kommt es beim Kampf mit dem Gladiator, bei dem Herr Konfuze den schwer verwundeten Reisefant rettet. Schlussszene: Herr Willibald reitet Hand in Hand mit dem wieder genesenen Reisefant in den Himmel über der Wüste, während der Medicus eine Schönheitsklinik eröffnet, wo er Lawrence von Arabien neue blaue Kontaktlinsen einoperiert.

Wir hingegen reisten weiter nach Ait Ben Haddou, um die Filmkulisse in Augenschein zu nehmen. Dabei scheuten wir keine Mühen und hüpften von Sandsack zu Sandsack über den reißenden Oued Mellah.

IMG_0531Herr Konfuze resümiert: „Wenn 11 Stränge sich zu 12 verquicken, 3 neue Stars die Welt erblicken. Der Oscar winkt den Superhelden, die sonst bei uns im Rucksack zelten.“

PS: Die im Plot zitierten Filme sind tatsächlich alle hier gedreht worden, der Rest der Handlung ist frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig.  Autogrammwünsche könnnen auf Grund des Ansturms nur online erfüllt werden.

IMG_0534IMG_0535

Wüste Wüste

Nach einem wunderbaren Frühstück auf der sonnigen Terrasse mit Blick über die Oase, machten wir uns auf den Weg durch die Ebene zwischen Antiatlas und Jebel Bani zu fahren. Da diese Gegend sehr dünn besiedelt ist, wollten wir sicherheitshalber trotz mehr als halbvollen Tanks noch etwas Sprit nachlegen. Doch kaum waren 0,88 Liter im Tank, streikten die Zapfsäulen wegen eines Stromausfalls in der ganzen Stadt. Nach einer viertelstündigen Wartezeit entschieden wir uns dafür, auf die nächste kleine Stadt Foum Zguid zu vertrauen.

CIMG6122Nach einer einstündigen Fahrt durchs Nirwana fanden wir tatsächlich eine funktionierende Tanke sowie die hilfreiche Information, dass die in der Karte eingezeichnete Piste mittlerweile zu einer asphaltierten Straße ausgebaut ist, was uns geschätzte 100 km Weg ersparte. Und so fuhren wir weiter durch die erstaunlich grüne Ebene und erfreuten uns an verschiedenfarbigen Blümchen, deren Namen wir mal wieder nicht kennen. Am Rande der unglaublich breiten Wadis (Trockenflusstälern) hatten Nomaden ihre Zelte aufgeschlagen und ihre Ziegen- und Kamelherden weideten am frischen Grün.

CIMG6108

CIMG6117Am späten Mittag erreichten wir Zagora und wie es sich für einen Freitag in Marokko gehört, speisten wir Couscous. Dann machten wir uns auf die Suche nach dem berühmten Schild für Transsahara-Karawanen, dass von Zagora bis Timbuktu noch 52 Tage vor ihnen lagen. Da keine von uns so viel Urlaub hat, verzichteten wir auf diesen kleinen Abstecher.

CIMG6124Stattdessen checkten wir in unserem idyllischen Riad ein – eine Oase in der Oase.

Im südlich benachbarten Dorf Tamegroute besuchten wir die berühmte Wallfahrtsstätte um das Grab des Gründers einer Bruderschaft islamischer Mystiker (Sufis), zu der eine einzigartige Bibliothek und eine Koranhochschule gehören. Außerdem pilgern die Marokkaner zum Grab dieses Marabouts, weil sie sich Heilung und andere Wunder versprechen.

CIMG6129Da schon im 17. Jh. Töpfer aus Fes diese Wallfahrt machten und sich dauerhaft niederließen, entwickelte sich Tamegroute zu einem Zentrum für Töpferei. Berühmt sind vor allem ihre grün glasierten Tonwaren.

CIMG6128

Herr Konfuze – orientalischen Träumereien erlegen – fabuliert: „Als Pascha mag ich es mich auszuruh‘n, die Arbeit lass ich andre tun.“