Archiv für den Monat: April 2015
Sannelos in Essaouira
Bilanz im Extrablatt
Wir haben ein letztes gemeinsames Frühstück genutzt , um die Eindrücke zu sortieren.
Orangensaft satt,unterschiedlich sauer, mal gesiebt, mal in Stücken aber immer frisch !
Frühstück : süss immer mit Pfannkuchen und Honig.
Straßenverkehr: mehr oder weniger dicht, aber immer chaotisch.
Strassenverhältnisse: mehr oder weniger gut,hohe Schlaglochdichte und immer mit Überraschungen.
Beschilderung: Mangelware – eindeutig ausbaufähig !
Riads: mehr oder wenig luxuriös , aber immer sehr kreativ .
Betten: ächz mehr oder weniger gut aber immer sehr hart.
Menschen: freundlich,hilfsbereit kommunikativ und multilingual.
Flora: bunt und üppig wie nie, aber ins fast immer unbekannt- mit Ausnahme der Agaven, die in nie gesehener Vielzahl und Größe blühten.
Herausragende Fähigkeiten der Marokkaner:
- Fähigkeit zum Verschmelzen mit ihrer Umwelt
- Fähigkeit innerhalb kürzester Zeit Chaos zu verbreiten v.a. im Straßenverkehr.
- Fähigkeit den selbstgeschaffenen Knoten in Windeseile zu entwirren.
- Fähigkeit nur im Moment zu leben.
Nun trennen sich die Wege – Herr Konfuze dematerialisiert. Herr Willibald, Reisefant und Sanne fliegen zurück nach Hamburg, während sich Heike mit Herrn Abdallah aufmacht zu weiteren Abenteuern !
Shopping Queen in Marrakesch
Im ehemaligen portugiesischen Hafen El Jadida begann unser Tag zeitig. Nachdem wir im ehemaligen amerikanischen Konsulat genächtigt hatten, besuchten wir den zweiten Teil des Hotels, der sich in einer ehemaligen Kirche befindet.
Weiter ging’s in die portugiesischen Zisternen, die in Orson Welles‘ Film ‚Othello‘ Filmkulisse waren. Da die Reisetiere noch den Schlaf der Gerechten schliefen, verpassten sie die Chance auf ein erneutes Film-Remake.
Nachdem wir über die Stadtmauern spaziert waren, holten wir die schlaftrunkenen Stars ab, und fuhren gemeinsam nach Azemmour. Auf dem Weg passierten wir den berühmten Golfplatz, auf dem meist das PGA-Turnier in Marokko gespielt wird. Nach einem kurzen Stopp im malerischen Azemmour machten wir uns auf den Weg nach Marrakesch.
DieNationalstraße entpuppte sich als Herr Abdallahs personifizierter Albtraum – Schlaglöcher, Baustellen und ein spärliches Asphaltband über viele, viele Kilometer. Dank der deshalb reduzierten Reisegeschwindigkeit blieb aber genug Zeit, die üppigen Felder, pflügende Bauern und weidende Kühe zu beobachten.
Nachmittags erreichten wir Marrakesch und checkten in unserem Hotel in der französischen Neustadt ein. Dann schlug die Stunde der ‚Shopping Queen‘. Thema des Tages: Suche Mitbringsel, die noch in deinen Koffer passen. Zum Glück kennt Shoppingbegleitung Heike die Souks wie Ihre Westentaschen. Das Shoppingergebnis bleibt natürlich geheim. So viel vorweg: Guido war begeistert und die vorgegebene Zeit wurde locker unterboten.
Am Abend dinierten wir in einem kleinen Paradies aus 1001 Nacht und ließen die gemeinsamen Tage der Reise bei einem exquisiten Essen ausklingen.
Aufdie vielfach von Touristen gestellte Frage was die Menschen machen die einfach so an der Straße stehen gewährt Herr Konfuze folgenden philosophischen Einblick: „Siehst Du einen Marokkaner am Wegesrand sitzen, so perfektioniert er seine Fähigkeit zu völligen Verschmelzung mit seiner Umwelt. Siehst Du ihn nicht mehr, ist diese bereits gelungen und die höchste Stufe der Dematerialisierung erreicht.“
As time goes by…
Nach einem gemütlichen Frühstück beluden wir Herrn Abdallah und gaben ihm die Sporen, um endlich beim König vorgelassen zu werden. Und tatsächlich – an der dritten Pforte wurde uns Einlass gewährt. Das letzte Tor blieb und jedoch verschlossen. Wieder kein persönlicher Handschlag.
Beleidigt rauschten wir von dannen. Sehr zur Freude unserer Mitreisenden, war doch nun mehr Zeit für ihren cineastischen Durchbruch in Casablanca.
Um die marokkanischen Filmbehörden für dieses Remake milde zu stimmen, besuchten wir zunächst die Moschee Hassan II. Jede marokkanische Familie musste für dieses Bauwerk – die größte Moschee außerhalb Saudi-Arabiens – 100 Dirham (etwa 10 €) berappen. Da Ergebnis kann sich sehen lassen. Die 1993 eröffnete Moschee bietet Platz für 25000 Gläubige, das Minarett ist über 200 m hoch und weithin sichtbar, an typischem Kunsthandwerk wurde nicht gespart.
Dann fuhren wir zu Rick’s Café und die Reisetiere scharrten nervös mit den Hufen.
Endlich gab der Regisseur die Besetzung für die Probeaufnahmen bekannt:
- Reisefant als Rick (Humphrey Bogart)
- Herr Willibald als Ilsa Lund (Ingrid Bergman)
- Herr Konfuze als Capitaine Renaud und
- Herr Abdallah als Sam.
Szene eins: Herr Reisefant steht mit einem Whisky am Tresen seiner Bar und unterhält sich mit Gästen.
Auf die Frage „welcher Nationalität sind Sie?“, antwortet er: „Ich bin Trinker!“, als er plötzlich stutzt, denn Herr Abdallah als Sam am Klavier spielt ‚As time goes by‘. Auftritt Herr Willibald als Ilsa. Herr Reisefant alias Rick stürmt auf sie zu: „Von allem Spelunken der Welt musst du ausgerechnet in meine kommen.“ Herr Willibald völlig unbeeindruckt: „Spiel es noch einmal, Sam!“. Herr Willibald: „Uns bleibt immer noch Paris!“ Herr Reisefant erwidert: „Küss mich, als wäre es das letzte Mal!“ „Ja“ haucht Herr Willibald, „vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen, aber bald, und dann für den Rest des Lebens.“
Szene zwei: Flugplatz, Nebelschwaden.
Herr Willibald geht schweren Herzens zur Maschine in der Victor Laszlo bereits sitzt. Herr Reisefant umarmt Herrn Willibald ein letztes Mal und trötet sanft: „Schau mit in die Augen, Kleines!“ Währenddessen Herr Konfuze als Capitaine Renaud befiehlt: „Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen“, rollt die Maschine an. Reisefant und Herr Konfuze schlendern Seite an Seite übers Flugfeld und Reisefant legt den Rüssel um Herrn Konfuzes Schulter und raunt „Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbare Freundschaft“, während Herr Abdallah im Hintergrund ein letztes Mal ‚As time goes by‘ klimpert. Klappe. THE END.
Auf der Weiterfahrt schliefen die Reisetiere sofort vor Erschöpfung im Rucksack ein, während Herr Abdallah mit 120 gen El Jadida schnurrte.
Herr Konfuze beseelt von den Ereignissen des Tages: „ Gentlemen, es war mir eine Ehre, heute mit Ihnen spielen zu dürfen.“ (frei nach Titanic)