Archiv für den Tag: 15. September 2011

14.09.2011 Einmal Hölle und zurück…

Start in den Tag bei Vollmond. Bereits um 4.45 h klingelt der Wecker, um 5.30 h ging es los. Immerhin standen drei hohe Pässe vor uns: der Nuchi La (4.900 m), der Lachalung La (5.065 m) und der Tanglang La (5.328 m). Da im August letzten Jahres ein furchtbares Unwetter über Ladakh hereingebrochen war, waren die Strassen in einem jämmerlichen Zustand, so dass die Fahrt zu einer höllischen Holpertour wurde, die uns bis an den Rand des Erträglichen brachte. Allerdings lohnten sich die Strapazen: wir waren von einer grandiosen Berglandschaft umgeben. Wir sahen grasende Steinböcke, die ersten Yaks, und können vermelden, dass die augenblickliche Schneefallgrenze bei 5.328 m liegt.

Nach der Steinwüste an Vormittag, fuhren wir nachmittags durch malerische Flussszenerien. Mit hunderten von Tschörten (weisse Stupas), Klöstern, die wie Adlerhorste auf Felsen kleben und typisch ladakhischen Bauernhäusern. Bei Upshi erreichten wir das Indus-Tal und folgten diesem bis Leh, unserem Basislager für die nächsten Tage. Hier auf „nur“ 3.500 m funktioniert das Gehirn fast wieder im Normalbetrieb. Nur schnelle Bewegungen und viele Stufen lassen uns noch japsen wie zwei alte Dampfloks.

Konfuze jubiliert: „Hast du die Höhengeister besiegt, kommen die Lebensgeister zurück.“

PS: Das gilt auch für’s Internet, nur Bilder lassen sich keine hochladen, folgen also später 🙂

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13.09.2011 Grau, rot, schwarz

Wir haben erfolgreich Teil 2 der Ausbildung zum Nebenerwerbsfakir absolviert: ein Amboss ist ein weiches Ruhekissen im Vergleich zu den indischen Betten.

Auch was den spektakulären Manali-Leh-Highway anbelangt, haben wir den zweiten Abschnitt problemlos hinter uns gebracht, und dabei den Baralacha La (4.980 m) passiert. Eine Schneeballschlacht auf dieser Höhe raubt uns im wahrsten Sinne des Wortes den Atem, gleiches gilt für die Landschaft. Ein wechselndes Farbenspiel in Grau, rot und schwarz – und das sind nur die Farben der Steine. Dazu uns unbekannte Pflanzen in einem leutenden Purpur. Es wirkt so, als wäre ein roter Teppich für uns ausgerollt.

Auf einer grau-grünen Hochebene stehen etwa 20 orangene Zelte in der windigen Ödnis: unser Camp für diese Nacht. Von innen Gott sei Dank nicht so spartanisch wie sie von außen wirken. Es gibt sogar eine eigene Toilette. Und wunderbare WÄRMFLASCHEN!!

Jetzt erst mal Schluss für heute, unsere Gehirnzellen schalten soeben aufgrund der Höhe (knapp über 4.000 m) auf Sparflamme.

Und auch Konfuze schnappatmet schwer: „Wer die Welt von oben sehen will, muss auf Luft verzichten.“

12.09.2011 Vier Vaterunser für ein Halleluja

Früh starteten wir zum Rothang Pass (3.975 m), unserem ersten Himalaya-Pass und wie unser Guide gestern schon sagte, auch gleich der Schwierigste von allen, weil sich auf dieser Seite der Berge die Monsunwolken abregnen. Deshalb ist die Strecke an manchen Stellen etwas schlammig und da in Indien die Strassennutzung ganzheitlich erfolgt (alles was Räder oder Beine hat, ist auf der Strasse unterwegs), bleiben schon mal LKW’s hängen – und das kann dauern. Wir haben für die 8 km lange Passstrasse sgenhafte viereinhalb Stunden gebraucht! Das verbuchen wir unter der Rubrik Abenteuer.

Oben angekommen, wurden wir mit einem unbeschreiblichen Bilderbuch-Panorama empfangen – schneebedeckte Gipfel, strahlend blauer Himmel, Terrassenfelder, kurz: der Bildband Himalya blätterte sich vor uns auf.

Konfuze, heute etwas atemlos: „Wer sich im Schlamm suhlt, wird gepudert.“

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11.09.2011 Hadimbas Fluch im Apfelhain

Heute stand ein entspannter Tag im Kullu-Tal auf dem Programm. Nach 11 Stunden erholsamen Schlafs starteten wir mit frischen Kräften nach Naggar. Dort besichtigten wir das Vermächtnis von Nicolas Roerich, ein russischer Künstler, der hundertfach Bilder vom Himalaya malte, dabei eine neue religöse Philosophie erdachte und der Höhepunkt seines Schaffens war die Gestaltung einer neuen Flagge: drei rote Punkte in einem roten Kreis…

Weitaus interessanter war ein Spaziergang durch das Dorf zur alten, restaurierten Burg mit traumhaftem Ausblick über Reisfelder und unendliche Haine mit Apfelbäumen. Im Inneren befindet sich ein heiliger Stein, der von fleissigen Bienchen eingeflogen wurde. Wer nicht daran glaubt, erliegt binnen einer Woche dem Fluch!

Danach ging es zurück nach Manali. Die Stadt ist benannt nach der Gemahlin des Gottes Manu und lebt heute hauptsächlich von Tourismus und Äpfeln. Wichtigstes Heiligtum ist der Tempel der Hadimba – einer dank Heirat zur Göttin aufgestiegenen grausamen Dämonin. Tolle Karriere, oder? Dort wo früher der Sage nach Menschen geopfert wurden, müssen heute nur noch Ziegen, Schafe und ab und an ein Bulle daran glauben.

Im ethnologischen Museum erfuhren wir viel über die Traditionen, Gebrauchsgegenstände und Trachten. Angeregt durch die bunten Muster und Stoffe erweiterten wir unsere Reisegarderobe.

Konfuze stichelt: „Wer Socken opfert, darf sich an einem Yak wärmen.“